Offener Brief an den Umweltminister (9.2.2014)

Vernichtung von Wald in Bochum                                                                                 hier: Bebauungsplan Nr. 946 – ehem. Bahnhof Weitmar                

Sehr geehrter Herr Minister Remmel,
bezugnehmend auf die Presseberichte zur Studie über die Folgen des Orkans Kyrill wenden wir uns an Sie, weil Sie die Erhöhung des Waldflächenanteils in NRW fordern. Wir können uns Ihrer Forderung nur anschließen und möchten Sie in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam machen, dass in unserer Heimatstadt Bochum sogar Waldflächen sinnlos vernichtet werden, nur damit ein einzelner Investor seine Baupläne umsetzen kann.
In unserem ehemals grünen Stadtteil Weitmar, in dem in den letzten Jahrzehnten die Wohnbebauung bereits massiv verdichtet wurde, ist aktuell der Neubau von mehr als 400 Wohneinheiten geplant (überwiegend Einfamilienhäuser).
Jetzt soll im Bebauungsplangebiet Bahnhof Weitmar (ca. 2,8 ha), wo ein Bauträger 78 Einfamilienhäuser bauen möchte, ein städtisches Waldgrundstück (ca. 0,8 ha) abgeholzt und dessen aus dem übrigen Landschaftsbild herausragender felsiger Untergrund bergbaulich abgetragen werden. Bei einem Verzicht auf das städtische Waldgrundstück könnte der Investor immer noch mehr als 60 Einfamilienhäuser auf dem Bahngelände errichten, was aus unserer Sicht mehr als ausreichend ist – angesichts der aktuellen Stadtplanung in unserem Stadtteil.
Unser Wald ist zwar nicht sehr groß, stellt aber für uns Anwohner einen wichtigen Feinstaub- und Lärmschutzgürtel zur nahen Autobahn 448 dar, liefert Sauerstoff und bindet Kohlendioxid. Untersuchungen der Unteren Forstbehörde ergaben, dass es sich bei dem Wald um Wald im Sinne des BWaldG handelt. Er ist Teil der LANUV-Biotopverbundfläche VB 4509-008, die durch die derzeitige Stadtplanung in den nächsten Jahren ohnehin schon um weitere 4 ha verkleinert werden soll. Die Stadt Bochum weigert sich anzuerkennen, dass es sich hier um einen echten Wald handelt und dass zudem beim Abbau des felsigen Untergrundes in einem Altbergbaugebiet erhebliche bergbauliche Risiken (Entstehung von Bergschäden an direkt umliegenden Wohngebäuden) eingegangen werden.
Wir fragen uns, warum hier hartnäckig an der Vernichtung einer Biotopfläche festgehalten werden soll, angesichts der Tatsache, dass Bochum bei den Biotop-Anteilen im Ruhrgebiet den vorletzten Platz einnimmt. Wir möchten betonen, dass wir nichts gegen eine Bebauung des Bahngeländes einzuwenden haben, es kann aber nicht sein, dass ausschließlich zur Gewinnmaximierung eines einzelnen Investors hier ein wertvolles Biotop und Naherholungsgebiet vernichtet wird.
Die Bürgerinitiative hat zahlreiche Versuche unternommen die Stadtverwaltung, die Fraktionen des Rates der Stadt Bochum und die Bezirksvertretung von der ökologischen und auch ökonomischen Unsinnigkeit dieser Waldvernichtung zu überzeugen (siehe auch http://bahnhof-weitmar.de/). Doch es ist so, als laufe man gegen eine Wand! Dabei rühmt sich die Stadt Bochum in der Öffentlichkeit für ihre erfolgreiche Klimaschutzpolitik.
Wir haben deshalb auch an die Verantwortung der Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum für die Erhaltung der Wohn- und Lebensqualität der ortsansässigen Bevölkerung appelliert und hoffen weiterhin auf einen Erfolg unserer Bemühungen zur Rettung des Waldes.
Mit freundlichen Grüßen
Die Bürgerinitiative Bahnhof Weitmar
Bochum, den 09.02.2014

2014-02-09-Brief an Umweltminister

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